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"Weniger ist Meer"

Mai 2010   |   Philip Stahl   |   Wind und Wasser


Wind und Wasser - sonst nichts. Der Maler Malte von Schuckmann gibt sich vollkommen der Faszination hin, die von der Küste ausgeht.

 

Landschafts - und Marinemaler ist zurzeit sicher nicht in den Top Ten der Traumberufe zu finden. Kein Wunder. Denn bestimmt denken viele bei dieser Kunstgattung an riesige Schiffsbilder, die von bärtigen alten Seebären mit Kapitänsmütze gemalt werden. Wenn man jedoch den in Kiel lebenden Künstler Malte von Schuckmann und seine Werke kennenlernt, findet man nichts davon: keinen bärtigen Seemann, keine Kapitänsmütze und auf seinen Bildern kein einziges Schiff.

Vielmehr trifft man einen Mann Anfang 30, äußerlich eher Surfer als Seebär, für den die Liebe zum Meer zum Beruf geworden ist. Oder besser: zur Berufung.

Die Leidenschaft für Küste, Wind und Wasser hat sich bei ihm früh entwickelt. Sein erstes Landschaftsbild malte er im Alter von zehn Jahren, auch damals bereits in Öl. Zwar ist er südlich von Hamburg - also fern der Küste - aufgewachsen. Wind und Wasser hat er jedoch schon als Kind durch häufige Besuche bei seinen Großeltern auf Sylt kennen - und lieben gelernt. Seither hat ihn das Thema nicht mehr losgelassen. Während seines Kunststudiums in Hamburg und Kiel hat er zwar auch andere Motive und mit anderen Techniken gemalt. Seit einigen Jahren hat er sich jedoch ganz “seinem” Meer verschrieben.

Von anderen Malern maritimer Motive unterscheidet sich Malte von Schuckmann dadurch, dass er sich bei seinen Bildern voll und ganz auf die Faszination von Wasser und Himmel konzentriert. Er verzichtet auf die Darstellung von Tieren und - wie er selbst sagt - “alles von Menschenhand Geschaffenem”. Strankörbe, Schiffe oder Buhnen kommen in seinen Motiven nicht vor. Nichts soll ablenken von dem, was ihm wichtig ist: der beeindruckenden Kraft und Schönheit, die von Wasser und Himmel ausgehen.

Der Erfolg gibt ihm recht. Seine Bilder haben inzwischen in ganz Deutschland, auch fernab der Küste in Berlin, Köln und Münschen, ihre Liebhaber gefunden.

Die Vielschichtigkeit des Themas “Wind und Wasser” findet sich buchstäblich auch in den Werken von Schuckmanns wieder. Bis zu 15 Schichten Farbe sorgen dafür, dass die Ansichten so eindrucksvoll wirken wie in der Natur. Die Details herauszuarbeiten ist für den Maler der langwierigste und letzte Part von der Vollendung eines Gemäldes.

Von der Idee bis zum fertigen Bild ist es ein weiter Weg: Am Anfang jedes Werkes steht ein Spaziergang am Meer, Skizzenblock und Kamera sind stets dabei. Er ist morgens oft sehr früh unterwegs. Nur so kann er das Licht des anbrechenden Tages auf sich wirken lassen, das für eine ganz besondere Stimmung sorgt.

Oft hat von Schuckmann bereits am Strand konkrete Ideen für ein Bild vor Augen: für die Feinheiten, die er in den Vordergrund rücken möchte, und meist auch für das Format. Da gibt es kleinere Bilder im Format 20 mal 20 Zentimeter, aber auch Bilder von 1,80 mal 1,80 Meter. Um die Spannung einer aufgewühlten See noch eindrucksvoller darzustellen, kann er sich auch vorstellen, künftig Gemälde von bis zu 2 mal 4 Meter Größe zu schaffen. Durchaus zugute kommt ihm hierbei seine Erfahrung als Surfer. Durch diesen Sport hat er früh gelernt, wie eine Welle funktioniert und in welcher Phase sie bricht.

Auf den ersten Blick scheinen sich die Motive Malte von Schuckmanns zu ähneln. Bei näherer Betrachtung erkennt man jedoch eine Entwicklung , deren Ende für den Künstler noch völlig offen ist. In den letzten Jahren ist Malte von Schuckmann buchstäblich tiefer ins Meer eingetaucht. War zu beginn seines Schaffens noch ein Teil der Küste auf seinen Bildern zu sehen, so malt er heute hauptsächlich Situationen, in denen ausschließlich Himmel und Wasser dominieren.

Um dies noch zu intensivieren, möchte er künftig Impressionen für seine Bilder vermehrt direkt vom Wasser aus sammeln. Dabei steht er gerne bis zur Hüfte im Wasser, und so zählt bei Strandspaziergängen inzwischen stets eine Neoprenhose zu seiner Ausrüstung. Denn aus dem Wasser heraus hat er einen noch intensiveren Eindruck und eine bessere Sicht auf Feinheiten, die es dann im Atelier herauszuarbeiten gilt.

Das Ergebnis sind Bilder , die heute - noch mehr als vor ein paar Jahren - neben der Stimmung auch die Kraft von Wind und Wasser an der Küste einfangen. Von Schuckmanns Kunst besteht dabei auch in der besonderen Art, wie er Details darstelltoder eben auch weglässt - denn weniger ist Meer.




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